Ankaras gerettete Bücher (360° – GEO Reportage)

In der türkischen Hauptstadt Ankara entsteht eine der ungewöhnlichsten Bibliotheken der Welt. Sie besteht aus gebrauchten, bereits gelesenen Büchern. Noch vor wenigen Jahren galten diese schlicht als Abfall. Nun werden viele Werke gerettet – von den Müllmännern der Stadt, die sie, statt zu vernichten, sammeln und kategorisieren. Heute kommen selbst Schulklassen, um zwischen den Regalen dieser außergewöhnlichen Sammlung zu stöbern. 360° GEO Reportage hat die Müll-Bibliothek und ihre Betreiber besucht.

Ein Film von Gordian Arneth
© 2018, Lizenz MedienKontor / ARTE

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Pressetext:
„Früher habe ich mich nie für Bücher interessiert, aber seit es die Bibliothek gibt, lese ich gern!“, gibt ein Müllmann unumwunden zu und meint damit jene Ausleihstation, die er und seine Kollegen seit einigen Jahren auf dem firmeneigenen Betriebshof betreiben. Angefangen hatte alles vor zwei Jahren, als die Männer begannen, weggeworfene und für den Abfall bestimmte, jedoch gut erhaltene Bücher auszusortieren und in einem Lager aufzubewahren. Tausende von Büchern kamen so über die Zeit zusammen, bis speziell vom Unternehmen abgestellte Archivare begannen, die Werke zu sortieren und zu kategorisieren. Die so eingerichtete Bibliothek sollte ursprünglich nur den Müllmännern zu einem kostengünstigen Freizeitvergnügen verhelfen. Allerdings wurde es schnell zu einem solch großen Erfolg, dass der Müllhof seine Tore auch anderen Interessierten öffnete. Seitdem kommen regelmäßig sogar Schulklassen, um zwischen Harry Potter und Biografien des türkischen Staatsgründers Atatürk nach neuem Lesestoff zu suchen. Mittlerweile haben sich so viele Werke angesammelt, dass das Unternehmen einen eigenen Bücherbus baut, mit dem die Angestellten über die Dörfer fahren wollen, um den dortigen Bewohnern die Chance auf neue Lektüre zu geben. Mit derartigen Aktionen hat sich das Müllunternehmen einen guten Ruf in Ankara erarbeitet, einer Stadt, die in Hinsicht Modernität und landesweiter Beliebtheit immer noch weit hinter dem hippen Istanbul rangiert. Die Menschen hier fühlen sich ihren Traditionen verpflichtet, zu denen besonders die Taubenzucht gehört. Auch viele Müllmänner frönen dieser Leidenschaft und wetteifern mit Kollegen und anderen Züchtern darum, welche der Tauben schöner, gewandter oder schneller ist. Damit sind sie der Beweis, dass sich Tradition und Moderne nicht ausschließen müssen und man das Beste von beiden Seiten erhalten kann.

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