Die Kinder des Vater Nikolai (360° – GEO Reportage)
Am Fuße des Südural lebt eine ungewöhnliche Familie mit 60 Kindern, einem Priester als Adoptiv-Vater und einer gemeinsamen Leidenschaft: dem Chorsingen
Ein Film von Wolfgang Mertin
© 2005, Lizenz MedienKontor / ARTE
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Pressetext:
In Russland, am Fuße des Südurals, lebt die Familie des Nikolai Stremski. Zu ihr zählen 60 Kinder, die aus den unterschiedlichsten Winkeln des Landes stammen. Alle tragen einen gemeinsamen Familiennamen – Nikolai Stremski hat sie alle adoptiert! Für jedes seiner Kinder hat der Priester Vater Nikolai sich bewusst entschieden, sie aus Geburtskliniken, Krankenhäusern oder Heimen zu sich geholt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wird durch ein gemeinsames Hobby gestärkt – das Singen im Chor. “360° – Die GEO-Reportage” zeigt, wie das Zusammenleben dieser ungewöhnlichen russischen Großfamilie funktioniert.
Die Familie Stremski lebt in dem kleinen Dorf Saraktasch bei Orenburg im Südural, an der Grenze zu Sibirien. Die Großfamilie hat eine eigene ungewöhnliche Geschichte: Der russisch-orthodoxe Priester Nikolai Stremski und seine Ehefrau Galina begannen 1992 elternlose Kinder zu adoptieren. Eigentlich sollten es nur drei oder vier sein, inzwischen ist ihre Zahl jedoch auf 60 angestiegen, “das Leben hat es so gebracht” sagt Galina. Die Kinder kommen aus zerbrochenen Familien, wurden direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben, eines gar auf einer Müllhalde abgelegt. Russische Behörden gehen davon aus, dass es im Land nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre derzeit über zwei Millionen obdachlose Kinder gibt. Nur wenige, knapp 100.000, haben einen Platz in den staatlichen Kinderheimen gefunden. Und diesen Einrichtungen fehlt es an Geld und ausgebildeten Erziehern. Viele sind nicht in der Lage, den Kindern ausreichend Zuneigung zu geben und ihnen einen Weg ins Leben zu ebnen. Nur zehn Prozent der Heimkinder schaffen es, sich eine Existenz aufzubauen. Viele landen letztlich in den Jugendstrafanstalten.
Vater Nikolai versucht, seinen Adoptivkindern dieses Schicksal zu ersparen – obwohl das bei der großen Kinderzahl nicht immer einfach ist. Er sucht die Zukunft Russlands in seiner vorkommunistischen Vergangenheit und glaubt, dass nur die Religion die Werte wieder zu bringen vermag, die Russland im letzten Jahrhundert verloren gingen. Damit der Haushalt der Stremskis funktioniert, kümmern sich die Großen um die Kleinen und jedes Kind übernimmt Aufgaben und Verantwortungen: Ilja repariert die Fahrräder, Lidja melkt die Kühe und Denis erntet zusammen mit seinen Brüdern die Kartoffeln. Am Abend findet die Probe des Familienchors statt, denn die Stremskis haben demnächst in einem nahe gelegenen Ort einen Auftritt. Wie jedes Jahr zu Schulbeginn gibt der Chor ein Konzert in einer Jugendhaftanstalt.