Überleben am Manila Express (360° – GEO Reportage)
Der „Manila Express“ hat seine Gleise nicht für sich allein. Menschen wie die Fischverkäuferin Editha Jayko leben, wohnen und arbeiten hier. Direkt auf und an den Gleisen haben sie Wohnungen und Verkaufsstände gebaut, betreiben Geschäfte – und überall flitzen die Kinder herum. Mitten durch diese ungewöhnliche Nachbarschaft fährt der Lokführer Cesar Capena täglich seine 30 Kilometer vom Zentrum der Metropole Manila in den Süden und zurück. Und immer hat er Angst im Nacken, jemanden zu überfahren. „360° – Die GEO-Reportage“ zeigt Menschen, die nach dem Fahrplan des Manila Express leben.
Ein Film von Svea Andersson
© 2004, Lizenz MedienKontor / ARTE
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Pressetext:
Cesar Capena kneift die Augen zusammen. Schweißperlen glänzen auf seiner Stirn. 42 Grad Celsius herrschen in dem engen Führerstand seiner Lok, als er die Geschwindigkeit drosselt.
Zur gleichen Zeit bedient Editha Jayko ihre Kunden. Sie lebt seit 15 Jahren an den Gleisen der Philippine National Railroad in Manila und verkauft Fisch. Als aus der Ferne die Hupe der Lok ertönt, und die Eisenräder sich kreischend nähern, räumt sie in Sekundenschnelle ihre Fische zusammen, die Menschen huschen davon. Dann rattert der Zug vorbei. Und schon Augenblicke später lassen sich die Leute wieder auf seinen Schienen nieder. Das Szenario wiederholt sich täglich im Stundenrhythmus. Nur Zentimeter bleiben zwischen dem ratternden Zug und den Hüttenwänden, den Gemüseständen, Wäschereien und dem Stuhl des Friseurs.
Siebzigtausend Menschen leben in den südlichen Ausläufern der Megacity Manila unmittelbar an den Schienen der einzigen noch existierenden Eisenbahnlinie. Sie haben das öffentliche Land besetzt. Dem Gesetz nach können sie nicht mehr ohne Weiteres verjagt werden, denn sie haben Gewohnheitsrechte. Vor einer Räumung müssten die Behörden ihnen ein Ersatzgelände zuweisen. Im Bankenviertel Manilas soll die Restaurierung der maroden Bahnlinie beginnen. Einige Anwohner sind bereits umgesiedelt worden, doch jetzt, kurz vor den Wahlen, sind die Behörden vorsichtig. Wahlkämpfer machen die Runde, versuchen die Menschen von den Umsiedlungsprogrammen der Regierung zu überzeugen – denn auch die Siedler sind Wähler. Editha Jayko wird ebenfalls zur Wahl gehen. Doch sie glaubt, dass die Bahn auch weiterhin den Rhythmus ihres Lebens vorgeben wird.